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Zum Tode von Geoffrey...
28.06.1998* - 21.12.2006†


Trauerrede
Aussegnungshalle Seefelden, 28.12.2006

Genau heute vor acht Jahren und sechs Monaten, am 28.06.1998 wurde Geoffrey im Krankenhaus Überlingen geboren.

Er kam an einem Sonntag zur Welt. Er war ein Sonntagskind.
Man sagt, Sonntagskinder sind glückliche Kinder

"Aber Glück hast Du nicht gehabt
an diesem Sonntag"

Die Verantwortlichen bei Deiner Geburt haben so ziemlich alles falsch gemacht.

Trotz schwacher Herztöne wurde in immer höher Dosis Wehenbeschleuniger anstatt Wehenhemmer verabreicht. Zwingend notwenige Blutgasanalysen zur Kontrolle der Sauerstoffversorgung wurden völlig vergessen und als alles zu spät war, versuchte man Dich zuerst mit einer kaputten Saugglocke zu holen. Später mussten wir noch erfahren, dass der Wehenschreiber über die letzten zwei Geburtsstunden defekt gewesen sein soll.

Um 12Uhr und 3 Minuten kam Geoffrey schneeweiß, die Nabelschnur dreimal um den Hals gewickelt, tot zur Welt. Es folgte eine rudimentäre Reanimation und die viel zu späte Notfallverlegung nach Friedrichshafen.

Erst nach zwei Wochen konnte er zum ersten mal in seinem Leben schreien.

Zu diesem Zeitpunkt wurde uns immer noch Hoffnung gemacht, dass wir ein ganz gesundes Kind bekommen würden. Seine Mama hat in dieser Zeit angefangen Geoffrey vorzusingen.

1. LIED "La poule aux oeufs d'or" Interpret: Carmen Campagne CD: Rêves multicolores

Die Ärzte in Friedrichshafen haben uns künstlicher Mageneingang und Beruhigungsmittel empfohlen. "Dann haben Sie es etwas leichter mit ihm!" Und wir sollten ihn doch möglichst schnell weg geben bevor die Liebe kommt und ein neues Kind zeugen.

Danke für den guten Rat. Aber die Liebe zu Dir war schon da. Die war immer da.

Am 15. August 1998, fast sieben Wochen nach seiner Geburt, nahmen wir Geoffrey zum ersten mal nach Hause. Er musste damals mit einer Nasensonde ernährt werden.

Geoffrey hat die erste Zeit als er zu Hause war nur geschrien, den Rücken durchgebogen und die Ärmchen nach oben gerissen. Die Augen waren so nach hinten verdreht, dass man fast nur das Weiße sah. Er hat maximal eine halbe Stunde am Stück geschlafen. Es war das Grausamste was wir je erlebt haben. Es hat uns fast das Herz zerrissen

In den Arztbriefen können wir lesen:

- Durchgangssyndrom
- Irritabilitässyndrom
- Hyperexzitabilitätssyndrom
- Neugeborenen-Krämpfe
- Essstörung
- Saugstörung
- Schluckstörung
- Schlafstörung
- Mikrocephalie
- Psychomotorische Retardierung
- Mehrfach schwer Behindert

Diese ganzen Diagnosen machten uns Angst. Furchtbare Angst. Wir begannen für und um Dich zu kämpfen. Kämpfe gegen die Prognosen, Kämpfe gegen den Ärztepfusch, Kämpfe gegen die Haftpflichtversicherung.

Wir erinnern uns, als wenn es gestern gewesen wäre,
Weihnachten 1998 wurde dann die Magensonde für immer entfernt. Es war bis zu Deinem Tod ein Kampf ums Essen. Und nur Deine Mama hat es mit viel Kraft und Geduld geschafft Dich täglich mit Breinahrung satt zu füttern.

Mit Gesang, Musik und viel Humor hat Geoffrey langsam vertrauen gefasst und den Weg zu unserer Welt gefunden.

2. LIED "In der Weihnachtsbäckerei" Interpret: Rolf Zuckowski

Weder von Friedrichshafen noch vom damaligen Kinderarzt wurden wir über notwendige Krankengymnastik, Pflegestufe und Pflegedienst informiert. Alles mussten wir uns selbst erarbeiten. Erst kurz vor Weihnachten 1998 hatten wir das erste Mal professionelle Hilfe zu Hause.

Von einem der an der Geburt beteiligten Ärzte mussten wir, nachdem wir telefonisch um Hilfe gebeten hatten, anhören: "Wenn ihnen ein Kind ins Auto läuft und sie sind nicht schuldig, dann kümmern sie sich doch auch nicht darum!" Ironischer und hartherziger kann ein Arzt wohl nicht sein.

Die Mutter eines, ebenfalls durch einen Behandlungsfehler schwerst geschädigten Mädchens hat uns spontan besucht und uns von einem Professor in der Ukraine erzählt. "Wenn euch jemand helfen kann, dann nur Professor Kozijavkin."

Im Oktober 1999 sind wir dann zum ersten mal, mit über 120 kg Fluggepäck, zu der Rehaklinik von Professor Kozijavkin gereist. Bis zu dieser Reha ist Geoffrey bei jedem Geräusch zusammen gezuckt - 30, 40 mal am Tag. In einem Arztbrief konnten wir diese neue Diagnose lesen: Allgemeine Myoklonie
Eine medikamenteöse Behandlung war bereits angedacht.

Nach dem dritten Behandlungstag bei Professor Kozijavkin waren diese Zuckungen verschwunden und kamen nie mehr wieder.
Seitdem war Geoffrey 14 mal in der Ukraine.
Und jedes Mal kam eine kleine, auch für Außenstehende deutlich sichtbare, Verbesserung hinzu.

Dein Leben lang hast Du einen Therapiemarathon absolviert. Regelmäßig musstest Du jede Woche zweimal zur Krankengymnastik, einmal zur Ergotherapie, einmal zur Osteopathie, einmal zur Massage und einmal zum schwimmen gefahren werden. Täglich wurde zuhause über viele Stunden geturnt. Zweimal hatten wir die Möglichkeit eine Delphintherapie mit Dir zu besuchen.

Trotz aller Prognosen von sogenannten "Spezialisten" haben wir uns nie von unserem Ziel abbringen lassen, Dir, Geoffrey, ein möglichst schönes, glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen. Wir haben immer fest daran geglaubt, dass Du eines Tages laufen und sprechen kannst. Nach unserem letzten Aufenthalt in der Ukraine sahen wir uns in unserem Ziel bestätigt.

3. LIED "Es tanzt ein Bibabuzemann"

Vor zwei Jahren durftest Du zum ersten mal nach Oberuhldingen in einen Kindergarten mit gesunden Kindern. Um Dich nicht zu überfordern waren diese Besuche auf einen Nachmittag pro Woche beschränkt. Das Ziel war unter anderem, dass Du dich langsam von Deiner Mama, die Dich Tag und Nacht betreut, lösen kannst.

Seit fast zwei Jahren bauten wir unser Haus behindertengerecht für Geoffrey um. Zuerst kam ein großer Therapieraum, dann endlich ein Aufzug und ein Therapiebad. Kurz bevor alles zu Weihnachten fertig wurde hat Geoffrey uns verlassen.

Wir wissen nicht genau was passiert ist, als wir ihn am Donnerstag morgen leblos in seinem Bett vorgefunden haben. Sicher ist aber, dass die Hirnschädigungen, die ihm bei seiner Geburt zugefügt wurden, sein Verhängnis waren.

Alles was man Geoffrey angetan hat - sein viel zu früher Tod
das ist eine Schande für den Berufstand des Arztes.

Er wurde noch einmal reanimiert und nach Ravensburg geflogen.
Anfangs hat man noch versucht uns zu beschwichtigen. Aber Eltern die so eine dramatische Geburt wie bei Geoffrey gesehen haben, denen kann man nichts mehr vor machen. Um 14 Uhr 32 Minuten durfte er dann in den Armen seiner Mama von uns gehen.

Sein Lachen und seine wunderschönen braunen Augen haben uns für alle Mühen entlohnt.
Jeder der ihn kannte kann bestätigen daß er, was man bei Kindern sonst in dieser Art nicht findet, ein sehr spirituelles Wesen hatte. Diesem Charme konnte sich niemand entziehen und es wird allen immer in Erinnerung bleiben.

4. LIED "Jedes Kind braucht ein Engel" Interpret: Ölberg Kinderchen Sonderdruck erhalten von Annely Vogel † - Kozijavkin Föderverein


Wir danken

dem Roten Kreuz - Margit, Ulrike, Beate und Inge die in den letzten Jahren Geoffrey so liebevoll betreut haben.
Wir danken den Physio- und Egotherapeuten, Frau Albert, Frau Stein, Karin, Gabriele und all den anderen
Dem Osteophaten Claus Hasemann
Dem Masseur Ulrich
Der Frühförderstelle Markdorf - Hildegard
Marina für die erste Gymnastik im Wasser
Wir danken Dr. Wild in Stockach. Er hat uns als erster Kinderarzt positiv unterstützt.
Wir danken Frau Dr. Wörle. Sie war als Einzige bereit von sich aus einen Schritt weiter zu gehen und hat Geoffrey auch einmal zuhause besucht.
Wir danken Frau Dr. Andrea Bevot von der Kinderklinik/Neurologische Entwicklung in Tübingen. Sie hat Geoffrey schon in seinem ersten Lebensjahr kennen gelernt. Sie hat uns das Gefühl gegeben in ihr nicht nur eine gute Ärztin sondern auch eine liebe Freundin zu haben der man vertrauen kann.
Wir danken dem Kindergarten Regenbogen für die liebe Aufnahme
Lieben Dank unserer Cousine Sigrid, an unseren Freund Billy. Sie haben uns von Anfang an bis heute immer unterstützt.
Unser allergrößter Dank gilt Professor Kozijavkin und seinem Team. Ohne sie wären wir nie soweit gekommen. Immer haben sie uns gesagt: "50 Prozent unserer Therapie ist Motivation. Wir wollen sie motivieren."

Danke an alle.

In über einem dutzend Fernsehbeiträge haben wir auf unser Problem, auf das Problem der Medizingeschädigten hingewiesen. Viele Zeitungen und Zeitschriften haben über uns berichtet

aber Hilfe haben wir trotzdem nicht erhalten.


Wir klagen an

das Krankenhaus Überlingen, die Gynäkologen und die Hebamme die für die Geburt von Geoffrey zuständig waren und so grob fahrlässig gehandelt haben.
Oberbürgermeister und Verwaltungsdirektor nebst Stadtrat. Trotz unseres Offenen Briefes im Februar 2001 und unserem Schreiben "Zum 5. Geburtstag von Geoffrey - Es sind noch viele Fragen offen" bekamen wir von ihnen keine Hilfe und ehrliche Auskunft. Bei einem persönlichen Gespräch hat der OB seiner eigenen Angst vor diesem Krankenhaus Ausdruck verliehen mit der Frage, wohin er denn seine schwangere Tochter zu Entbindung schicken soll.


Wir klagen an
Einen Kinderarzt der, trotz dass er mehr wusste, feige seinen Mund gehalten hat. Uns im Gegenteil boykottiert hat wo es nur ging. Trotz Kostenzusage der Krankenkasse und der Kassenärztlichen Verrechnungsstelle hat er sich auf sein Budget berufen und Hausbesuche verweigert. Begründung:
"Wer in die Ukraine fliegen kann, der kann auch zwei Kilometer zur Ergotherapie fahren."

Wir klagen an
Einen Pflegedienst der sich selbst schriftlich des Abrechnungsbetrugs beschuldigt hat. Der uns hat sitzen lassen und uns Unterstützung in der Nacht und an Wochenenden verweigert hat. Später wurde uns frech erklärt, wir hätten ja nie einen schriftlichen Antrag gestellt.

Wir klagen an
Eine Justiz die keine Gerechtigkeit will

Wir klagen an
Ärzte die das Verbrechen an unserem Kind mit Kollegenschutzgutachten gedeckt haben

Wir klagen an
Eine Politik der Behinderte und Kranke völlig egal sind

In unseren vielen tausend Schreiben, zum Beispiel Weihnachten 2001 "Deutschland ein Wintermärchen oder Stille Nacht heilige Nacht, bei Ärztepfusch niemand wacht" haben wir auf die Missstände und auf unsere verzweifelte Lage hingewiesen. Hilfe haben wir nie erhalten. Betroffen fühlen sich alle. Helfen will keiner. "...Sie haben das wohl auch nicht erwartet." so Ulrich Müller, CDU, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg im März 2001 in einem persönlichen Schreiben an uns.

Der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, ließ uns über sein Sozialministerium ausrichten, dass das Sozialministerium als für die Krankenhausplanung zuständige Behörde erhebliche Anstrengungen unternimmt, um der Bevölkerung leistungsfähige geburtshilfliche Abteilungen und Krankenhäuser zur Verfügung zu stellen. In der Vergangenheit haben wir daher für die Versorgung sogenannter Risikogeburten Perinatalzentren und perinatologische Schwerpunkte an ausgewählten Kliniken eingerichtet und kleine und weniger leistungsfähige Geburtshilfen aus dem Krankenhausplan herausgenommen.

Wenn dem so ist, warum hat man uns dann ins offene Messer laufen lassen? Warum wurden wir nicht darüber informiert, dass das Krankenhaus Überlingen keine ausreichende Versorgung bei Risikogeburten bietet?

Warum wird nicht einmal eine rechtzeitige Überweisung in eine Fachklinik angeordnet?

Doch nur wegen dem Geld.
Patient gleich Kundschaft -
Kundschaft weg gleich Geld weg.

Um so tiefer wir in den letzten Jahren gegraben haben um so tiefer wurde der Sumpf den wir gefunden haben.

Wir klagen an
Eine Gesundheitspolitik bei der es nur ums Geld geht. Das höchste Gut des Menschen Gesundheit und sein Leben aber überhaupt nicht interessiert.



Geoffrey war und ist unser bester Freund den wir je hatten.

Wir sind mit Geoffrey durch die schlimmsten Höllenqualen gegangen die sich ein Mensch überhaupt vorstellen kann aber wir haben auch ein Glück gespürt das mit Worten nicht zu fassen ist.

Geoffrey, wir sind Dir sehr, sehr dankbar, dass wir Dich kennen lernen und diese, viel zu kurze Zeit mit Dir verbringen durften.

Unser einziger Trost ist es,
Dass Dir jetzt niemand mehr weh tun kann.

...aber zu was für einen Preis?


5. LIED "Canon israeélien" Interpret: Carmen Campagne CD: Rêves multicolores









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