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Zum 5. Geburtstag von Geoffrey
Es sind noch viele Fragen offen ....

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23. Juni 2003


persönliches Anschreiben an Oberbürgermeister, Verwaltungsdirektor, Gemeinderäte, Ortsvorsteher einer kleinen Stadt am Bodensee

Verteiler an div. Vertreter der Politik, Medien, Selbsthilfevereinen und weitere



Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister XXXX,

die grauenvollen Ereignisse während der Geburt unseres Sohnes Geoffrey im Krankenhaus XXXX jähren sich am 28. Juni zum fünften mal.

Wir möchten diesen traurigen Anlass als Gelegenheit nutzen um Sie zu fragen was sich in der Zwischenzeit in der Vorsorge zur Vermeidung medizinischer Behandlungsfehler im Krankenhaus XXXX verbessert hat. Sind Lehren aus diesem so unnötig zugefügten Leid gezogen worden oder hat man alles beim alten gelassen nach der Devise "Wo gehobelt wird da fallen auch Späne"?

1. Welche Art von Qualitätskontrollen/Verbesserungen sind in diesen fünf Jahren eingeführt/verwirklicht worden (Stichwort: Qualitätsmanagement)? z.B. Kontrolle durch den TÜV -> DIN ISO 9001

2. Hat dieses tragische Ereignis dazu geführt, dass die vertikale, horizontale und kommunikative Arbeit im Krankenhaus XXXX verbessert wurde?

3. Liegen im Krankenhaus XXXX Info-Broschüren aus, anhand derer sich der Patient informieren kann:

a) An wen wende ich mich beim Verdacht einer Fehlbehandlung?

b) Wer hilft? Kontakttelefon-Nummern und Adressen von Selbsthilfegruppen

z.B. AKG, BIG und NGM*

4. Erhalten Betroffene medizinischer Behandlungsfehler im Krankenhaus XXXX heute sofortige Betreuung z.B. durch einen Sozialarbeiter der u.a. über Adressen von Selbsthilfegruppen, Pflegestufen etc. informieren kann?

Suchen Sie das Gespräch mit dem Patienten, den Angehörigen

5. Können Sie uns die entsprechende Kontaktperson im Krankenhaus XXXX nennen?

(Bitte E-Mail Adresse!)

6. Werden im Krankenhaus XXXX Beschwerden ausgewertet und gezielte Fortbildungsangebote und Qualitätskontrollen eingeleitet?

7. Wird die Patientenorientierung klar in den Mittelpunkt gestellt?

8. Gibt es im Krankenhaus XXXX ein funktionierendes Patienten-Ideen-Management mit den Bausteinen der regelmäßigen Patientenbefragung und der Mitarbeiterfortbildung für solche sensible Themen?

9. Ist das Krankenhaus XXXX bereit an einer Statistik über Behandlungsfehler mitzuarbeiten?

10. Würden Sie es begrüßen, dass speziell für Ärzte und Pflegepersonal ein Diskussionsforum eingerichtet wird?

11. Werden heute die Patienten über die haftungsrechtlichen Unterschiede/Probleme von Belegarzt und Krankenhaus aufgeklärt ? -> z.B. Höhe der Deckungssumme

12. Sind mündliche Abmachungen/Behandlungszusagen von Belegärzten bindend od. können diese Zusagen ohne den Patienten zu informieren geändert werden?

13. Hat die Broschüre "Die häufigsten Fragen zur Geburt und den Komplikationen. Wie können wir uns auf das Freudige Ereignis vorbereiten?" zu beziehen über die BIG (genaue Adressen und Anschrift unter www.geburtsschaden.de) Einzug in die Stadtbücherei genommen? Bei einem persönlichen Gespräch mit Ihnen und dem Verwaltungsdirektor des Krankenhauses XXXX haben wir diese Broschüre übergeben.

In dieser Broschüre wird unser Fall z.B. als "klassischer Fehler" beschrieben. Wird diese Broschüre heute gut sichtbar und zugänglich z.B. im Krankenhaus und bei den Gynäkologen im Einzugsgebiet des Krankenhaus XXXX ausgelegt?

In unserem Schadensfall soll einer der anwesenden Ärzte zu Protokoll gegeben haben, dass ihm die Hebamme erläutert hätte, die aufgezeichneten Herzfrequenzschwankungen seien ein gerätetechnisches Problem die keine tatsächlichen Auffälligkeiten widerspiegelten. Dieser Aussage hätte er vertraut.

Nach fast fünf Jahren erfahren wir, dass nicht nur die Saugglocke, sondern auch der Wehenschreiber funktionsunfähig gewesen sein soll, trotzdem keinerlei Bedenken weder von Arzt noch von Hebamme aufkamen, geschweige denn, dass die werdenden Eltern über den Defekt des Wehenschreibers informiert wurden.

Nach der Geburt unseres Sohnes haben wir die Beteiligten persönlich aufgesucht und um Ihre eigene Sichtweise nachgefragt. Zur defekten Saugglocke wurden uns widersprüchliche Angaben gemacht (siehe dazu unser Protokoll www.geburtsschaden.de/fakten.html), dass aber der Wehenschreiber selbst auch noch funktionsunfähig war wurde uns gegenüber verschwiegen.

Das Gesetz über Medizinprodukte (Medizinproduktegesetz - MPG) sagt:

§ 4 Verbote zum Schutz von Patienten, Anwendern und Dritten

"Es ist verboten, Medizinprodukte in den Verkehr zu bringen, zu errichten, in Betrieb zu nehmen, zu betreiben oder anzuwenden, wenn der begründete Verdacht besteht, dass sie die Sicherheit und die Gesundheit der Patienten, der Anwender oder Dritter bei sachgemäßer Anwendung, Instandhaltung und ihrer Zweckbestimmung entsprechender Verwendung über ein nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaften vertretbares Maß hinausgehend gefährden....."

§ 22 u. 23 Vorschriften für das Errichten, Betreiben und Anwenden aktiver/nichtaktiver Medizinprodukte

"Aktive/nichtaktive Medizinprodukte dürfen nicht betrieben und verwendet werden, wenn sie Mängel aufweisen, durch die Patienten, Beschäftigte oder Dritte gefährdet werden...."

§ 25 Allgemeine Anzeigepflicht

§ 26 Durchführung der Überwachung

"....bei der Anwendung eines Medizinproduktes ein Zwischenfall eingetreten ist und begründeter Anlass zu der Annahme besteht, dass der Zwischenfall auf einen Mangel in der Beschaffenheit des Medizinproduktes zurückzuführen ist ....."

§ 29 Medizinprodukte- Beobachtungs- und Meldesystem

"Die Zuständige Bundesoberbehörde hat ..... Funktionsfehler, Fehlfunktionen und technische Mängel zentral zu erfassen, auszuwerten, zu bewerten ....."

§ 43 Strafvorschriften

"Mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer entgegen § 4 ein Medizinprodukt in den Verkehr bringt, errichtet in Betrieb nimmt, betreibt oder anwendet ...

...entgegen § 22 auch in Verbindung mit § 23 ein Medizinprodukt betreibt oder anwendet....

In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter .... einen anderen in die Gefahr des Todes oder einer schweren Schädigung am Körper oder Gesundheit bringt ..."


Was wurde diesbezüglich von der Stadt XXXX/dem Krankenhausträger unternommen? Wurden die defekten medizinischen Geräte der zuständigen Behörde gemeldet und wurde Strafantrag gegen die Täter gestellt?




Mehrmals haben wir unseren "Wunscharzt" um Hilfe in unserer schrecklichen Situation gebeten. Was schlussendlich mit der lapidaren Bemerkung, "Wenn ihnen ein Kind ins Auto läuft und sie sind nicht schuldig, dann kümmern sie sich doch auch nicht darum," quittiert wurde.

In diesem Zusammenhang möchten wir von Ihnen wissen ob

a) Ihnen bekannt ist, dass nach unserer Strafanzeige eine weitere Familie Strafanzeige gegen einen der noch heute tätigen Ärzte gestellt hat

b) Welche Konsequenzen daraus gezogen wurden?

Durch die Sendung Brisant vom 30. April 2002 haben wir erfahren, dass sich einer der Ärzte zu seiner Schuld bekennt und sich bei der Stadt XXXX entschuldigt hat.

a) Ist diese Darstellung richtig?

b) Wenn ja bitten wir als Betroffene, die wir bis heute keine Entschuldigung erhalten haben, wenigstens um eine Kopie dieser Entschuldigung

Da offensichtlich keinerlei Hilfe/menschliche Zuwendung von den Verursachern des Leids unseres Kindes zu erwarten ist, möchten wir Sie XXXX ganz persönlich darauf ansprechen welche Hilfe Sie uns anbieten können (wollen). Welche konkrete Hilfe kann uns die Stadt XXXX anbieten? Ganz bewusst die Anmerkung: Uns geht es nicht um eine psychologische/seelische Ansprache, diesbezüglich sind wir in unserem eigenem Glauben sehr gefestigt, uns geht es um massive Unterstützung in unserer häuslichen therapeutischen Arbeit mit unserem Sohn und physische Entlastung. Diese Arbeit, wenn sie denn einwenig Erfolg bringen soll, muss jeden Tag intensiv durchgeführt werden und ist von uns Eltern alleine nicht zu bewerkstelligen.

Unser Leben hat sich in Therapie verwandelt, unseren Urlaub verbringen wir in Rehabilitationszentren, die wir wiederum größtenteils selbst finanzieren müssen. Die ganze Misere unseres sogenannten "Sozialstaates" müssen wir Tag täglich hautnah erleben.

Jedes mal wenn wir Geoffrey schreien hören wissen wir nicht: Sind es "nur" Krampfanfälle oder ist es gar ein epileptischer Anfall? Im Kühlschrank stehen erste Hilfe Maßnahmen bereit: Valium, Phenobarbital , Mucosolvan ....

Geoffreys Mutter hat seit fünf schweren Jahren ihre Eltern, Geschwister, ihre Familie in Kanada nicht gesehen. Eine lange Reise mit dem Flugzeug mit einem derart schwerst behinderten Kind ist bis heute zu anstrengend.

Hier in Deutschland müssen wir mit dem Pflegedienst kämpfen.. Trotz Pflegestufe 3plus wird permanent versucht Stunden abzubauen. Hilfe am Wochenende, an Feiertagen, Nachts oder gar in der Ferienzeit gibt es einfach nicht, wir stehen alleine! Kurzfristige Absagen von Pflegekräften, Therapeuten usw. sind für uns die Tagesordnung.

Seine Behinderung, Lähmung des Körpers (Tetraspastik) hält in fest umklammert. D.h. auch Zunge und Schluckmechanismus. Geoffrey kann bis heute nicht selbständig greifen, laufen, stehen, sitzen und reden. Trinken und vor allem essen ist jeden Tag eine mehrstündige Prozedur.

Das erste halbe Jahr wurde er ausschließlich über eine Nasen-Magensonde ernährt. Nur durch das Fachwissen (10 jährige Berufserfahrung als Krankenschwester auf einer großen Intensivstation in Montreal/Kanada) und 100 % Selbstaufgabe seiner Mutter ist Geoffrey bis jetzt ein künstlicher Mageneingang erspart geblieben.

Seine Angst, gerade was den Mund- und Rachenraum angeht ist riesengroß. Er hat nur zu seiner Mutter ausreichend vertrauen und seine Mutter die ausreichende Geduld ihn zu ernähren.

Keine Nacht schläft er länger als 2 bis 3 Stunden am Stück. Da er sich nicht selbständig drehen kann muss er immer wieder umgelagert werden. Nur die ersten Stunden der Nacht schläft er alleine, dann benötigt er Körperkontakt. Seine Mutter legt ihn sich auf Brust und Bauch., sie selbst muss auf dem Rücken schlafen. Bei jeder kleinen Bewegung wird er wach und schreit, muss wieder beruhigt und umgelagert werden. Dies ist jede Nacht so, seit fünf Jahren!

Er braucht sehr viel persönliche Zuneigung, Körperkontakt und Sicherheit. Aus diesem Grund muss er fast dauernd getragen (13,8 kg) werden.

Mit ihm laufen üben heißt, sich selbst mit gestreckten Beinen nach unten beugen, ihn unter den Achseln halten um ihm Stabilität und Gleichgewicht zu geben.

Verspannungen und Schmerzen bis zur Bewegungslosigkeit immer wieder abwechselnd und natürlich auch gleichzeitig in Hals, Schulter, Armen, Rücken, Knie usw., es dann wieder mit Spritzen behandeln zu lassen, ist für uns "normal".

Unsere Hauptmahlzeiten erledigen wir nur so - zwischendurch und meistens im stehen.
Gemeinsames Essen an einem Tisch, dieses Bild einer glücklichen Familie gibt es bei uns nicht!


Abschließend an Sie XXXX persönlich gerichtet die Frage:

Wie lässt es sich ethisch und moralisch vereinbaren, dass gerade die Ärzte die den Schaden an unserem Geoffrey zu verantworten haben, sich jetzt Ihrer eigenen Aussage entziehen: "Wir sind verpflichtet Leben zu erhalten!" Obwohl sie sich über die Folgen hätten klar sein müssen.

Gleichzeitig wird uns gesagt: "Als Krücke können wir Ihnen Sedativa und künstlichen Mageneingang anbieten. Sie sollten sich schnellst möglich von ihm abnabeln und in ein Heim geben. Machen sie ein neues Kind." Zitat/Aussage nach der "Geburt".

Meine Frau hatte eben genau diese Ärzte gebeten doch dieses leblose Etwas nicht wieder zu beleben!

Wir als Eltern werden nun mit einem schreienden, sich krampfhaft nach hinten biegenden Körper alleine gelassen.

Um aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:

Wir lieben unseren Geoffrey über alles, nur - Liebe allein kann ihm auf die Dauer nicht helfen.....

Einen kleinen Einblick in unsere Therapiewelt bietet der Beitrag des ZDF.reporter Teams. Wenn Sie die Sendung noch einmal sehen möchten oder verpasst haben - das ZDF hat den Film-Beitrag ins Internet gestellt ...

http://www.geburtsschaden.de/ZDF_Die_Reporter.html

Die ZDF Sendung Mona Lisa vom 9. März 2003 "Ärztefehler - und dann?" Was medizingeschädigte Erleiden (wir). Nachzulesen unter www.geburtsschaden.de

Der MDR stellt das Private Netzwerk Medizingeschädigter vor. Auch dieser Film-Beitrag ist im Internet abrufbar. Mehr unter www.geoffrey-mike.de

... der Film soll denjenigen Mut machen, die sich in ihrer grenzenlosen Trauer isoliert fühlen. Denn viele Betroffene haben sich mittlerweile in einem Netzwerk organisiert und helfen sich gegenseitig. (Zitat: MDR)

Mit freundlichen Grüssen

Familie

Bernard / Maier
und Geoffrey


Verteiler

Dieses Schreiben geht als persönliches Anschreiben an Oberbürgermeister, Bürgermeister, Gemeinderäte, Ortsvorsteher und Verwaltungschef des Krankenhaus XXXX.

Ferner an diverse Vertreter von Politik, Medien und Selbsthilfevereinen und weitere



* AKG - Arbeitskreis Kunstfehler in der Geburtshilfe; BIG - Bundesinteressengemeinschaft Geburtshilfegeschädigter; NGM - Notgemeinschaft Medizingeschädigter - Genaue Adressen unter www.geburtsschaden.de



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